Informationen zum Dysphagiemanagement

Was ist eine Schluckstörung?

Erworbene Hirnschädigungen wie Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Entzündungen oder eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff (Hypoxie), sowie neurogene Erkrankungen können zum Auftreten von Schluckstörungen führen. Das exakte Zusammenspiel von mehr als 50 Muskelpaaren in Mund und Rachen sorgen für die Vorbereitung und den Transport der Nahrung in den Magen. Bei einer Schluckstörung ist das erfolgreiche ungestörte Zusammenspiel der Muskelaktionen verändert. Es besteht die Gefahr, dass Speichel, Flüssigkeit oder Nahrung in die Atemwege gelangen. Man spricht dann von Aspiration. Die Folge ist häufig eine Lungenentzündung, die sog. Aspirationspneumonie. Auch Personen, die mit einer Ernährungssonde versorgt sind, können sich an ihrem Speichel verschlucken, vor allem dann, wenn durch einen Sensibilitätsverlust im Kehlkopf das Husten ausbleibt. Dies stellt eine besondere Gefahr dar, wenn eine bakterielle Besiedelung vorliegt, z.B. bei Karies, Parodontose/ -itis bzw. ungenügender Mundhygiene. Besonders gefährlich ist ein Verschlucken von aufgestoßener Nahrung oder saurem Mageninhalt. Weitere Folge einer Schluckstörung können Flüssigkeitsmangel oder Mangelernährung mit Gewichtsabnahme sein, da der Betroffene das unzureichend funktionierende Schlucken als angstbesetzt und unangenehm empfindet. Die Freude am Essen und Trinken geht verloren. Es entsteht für den Patienten und die Personen die ihn versorgen, ein hoher Leidensdruck und nicht selten eine massive Veränderung wichtiger sozialer Kontakte, da Essen und Trinken stark an Zusammenkünfte mit Familie, Freunden und gesellschaftliche Ereignisse gekoppelt ist.

Wie erkennt man eine Schluckstörung?

  • Unklare Druckgefühle/Globusgefühle im Hals und in der Brust
  • Häufiges Räuspern/Husten/Würgen (vor/während des Essens, nachts)
  • Völliges Ausbleiben von Husten (50 % der Patienten, die aspirieren husten nicht)
  • Herabgesetzte spontane Schluckfrequenz
  • Verlangsamtes Esstempo
  • Nahrungsrückstände im Mund vor allem in den Wangentaschen, unter der Zunge (kein kauen, kein Transport)
  • Ungewollter Speichel- und Flüssigkeitsaustritt aus dem Mund
  • Gewichtsabnahme
  • Gurgelige, „ nasse“ Stimme
  • Brodelnde oder rasselnde Atemgeräusche
  • Unklare Fieberschübe
  • Flüssigkeitsmangel (evtl. Verwirrtheit, Vigilanzminderung)
  • Nahrungsverweigerung, Angst vor dem Essen
  • Bronchitis, Lungenentzündung
    Die Anzeichen können einzeln oder in Kombination auftreten. Insgesamt kann eine Schluckstörung gravierende Auswirkungen auf körperliches und seelisches Wohlbefinden haben. Die Angst vor dem Verschlucken sowie vor Peinlichkeiten wie Räuspern, Ausspucken oder Husten in Gesellschaft kann zur sozialen Isolation führen. Der Verlauf einer Schluckstörung ist sehr verschieden und lässt sich nicht vorhersagen. Sie kann Wochen, Monate, Jahre oder auch dauerhaft bestehen

Was ist bei einer Schluckstörung zu tun?

Zunächst ist im akuten Zustand eine sorgfältige Diagnostik durch die Ärzte/ innen und Schlucktherapeuten/ innen erforderlich, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten, die einer Aspirationspneumonie vorbeugen.
In schwerwiegenden Fällen ist es erforderlich eine PEG- Sonde anzulegen. Sie nimmt den Druck, in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Menge an Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen zu müssen. Eine PEG- Sonde bedeutet nicht, dass der Patient niemals wieder essen oder trinken wird.
Bei den meisten Patienten mit Dysphagie z.B. nach Schlaganfall (30- 50% aller Schlaganfallpatienten haben eine Dysphagie) sind nach den erforderlichen ärztlichen Maßnahmen, hochfrequente Therapie, Kostumstellung und sorgfältige Pflege (besondere Lagerung, hoher Stellenwert der Mundhygiene…) unerlässlich. Die Weichen werden gestellt, um den Patienten so stabil wie möglich und adäquat versorgt und informiert in eine REHA oder die häusliche Pflege zu entlassen. Es gilt häufig der Satz: Gefahr erkannt- Gefahr gebannt! Ein funktionierendes interdisziplinäres Teamwork, mit verantwortungsvollen Entscheidungen und Handlungen ist unerlässlich für die individuell notwendige Unterstützung des Patienten und seiner Familie.

Wir stehend beratend und begleitend zur Seite und bieten Vorträge und Seminare zum Thema Dysphagie bei Kindern und Erwachsenen an.